Rückblende: Vor 40 Jahren
Vor 40 Jahren kamen die ersten CDs auf den Markt – ihr Siegeszug begann. Die Vorteile der CD im Vergleich zur Schallplatte sind offensichtlich: Durch die optische Abtastung gibt es keinen Verschleiß am Medium (allerdings halten auch CDs nicht ewig), es gibt keine Störgeräusche wie Rauschen, Knistern oder Knacken bei der Wiedergabe, es ist kein Wechsel von der A- zur B-Seite nötig und einzelne Stücke auf der CD lassen sich direkt ansteuern und abspielen – wobei es auch negative Stimmen gab, die beispielsweise auf den als „steril“ empfundenen Klang bei CD-Aufnahmen hinwiesen.
Der CD-Standard wurde ab Ende 1979 von Philips und Sony gemeinsam entwickelt, nachdem beide Unternehmen zuvor bereits getrennt voneinander an einem digitalen Speichermedium geforscht hatten. Der von Philips stammende Vorschlag für die Größe der CD orientierte sich an der Diagonalen einer Kompaktkassette, 11,5 cm. 60 Minuten Musik hätte auf eine solche CD gepasst. Bei Sony ging man von einem etwas kleineren Speichermedium aus, auf das ebenfalls 60 Minuten Musik gepasst hätten. Die CD, wie wir sie heute kennen, hat einen Durchmesser von 12 cm und auf ihr lassen sich 74 Minuten speichern. Als Hintergrund wird immer wieder angegeben, dass der Klassikliebhaber und damaliger Vizepräsident von Sony, Norio Oga, darauf bestanden habe, dass Beethovens 9. Sinfonie vollständig auf eine CD passen sollte, um sie ohne CD-Wechsel hören zu können. Manchmal soll es auch seine Frau gewesen sein, die dies wollte, aber auch Morita Akio, damaliger Präsident von Sony oder dessen Frau werden als Urheber dieser Forderung genannt. Eine damalige Aufnahme der von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan gespielten Sinfonie war 66 Minuten lang und war damit schon länger als die bisherige Spezifikation der CD mit 60 Minuten Speicherkapazität. Bei der Recherche tauchte aber noch eine längere Aufnahme der Sinfonie auf, nämlich eine Aufnahme aus dem Jahr 1951 gespielt von den Berliner Philharmonikern unter ihrem damaligen Dirigenten Wilhelm Furtwängler, die genau 74 Minuten lang war. So einigte man sich auf eine CD, die 74 Minuten speichern kann.
Und auch wenn die Geschichte im Kern stimmen mag, dürfte ihr Hintergrund recht profaner Natur gewesen sein. Sony nämlich musste davon ausgehen, dass Philips über die Polygram bereits an einem Presswerk für die Produktion von CDs arbeitete und so einen Wettbewerbsvorteil gehabt hätte, wenn man sich auf die von Philips vorgeschlagenen Spezifikationen zumindest was die Größe der CD angeht geeinigte hätte.
Die Änderung des Durchmessers der CD soll Sony veranlasst haben, die Taschen von Männeranzügen zu vermessen mit dem Ergebnis, dass auch eine 12 cm große CD darin noch Platz finden würde. Anderen Berichten zufolge hätten die Brusttaschen der Hemden der Sony-Angestellten verändert werden müssen, damit bei Vorführungen eine CD darin Platz finden konnte.
Beim Durchmesser des Innenlochs der CD orientierten sich die Entwickler an der niederländischen Zehn-Cent-Münze („Dubbeltje“), die einen Durchmesser von knapp 15 mm hatte und als das damals weltweit kleinste Geldstück galt.
Am 15. April 1981 stellten Sony, Philips und Polygram während der Osterfestspiele in Salzburg die CD auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vor. Außerdem wurde sie im selben Jahr auf der Funkausstellung präsentiert, die im September in Berlin stattfand. Die kommerzielle Produktion von CDs begann am 17. August 1982 im Polygram-Werk in Langenhagen bei Hannover. Die ersten dort produzierten CDs waren „The Visitors“ von ABBA, „Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauß gespielt von den Berliner Philharmonikern und eine Aufnahme von Chopin-Walzern des Pianisten Claudio Arrau, der auch am besagten 17. August den Startknopf für die Produktion drückte. Die CD-Pressen hatten in den Monaten vor dem Beginn der Produktion erst noch konstruiert werden müssen.
Die CD als Medium kam in Japan im November 1982 und in Europa im März 1983 auf den Markt. Dass die CD, die nach ihrer Markteinführung nach nur ein paar Jahren der analogen Vinyl-Schallplatte den Rang ablief, selber schon bald von neuen technischen Möglichkeiten überholt werden sollte, war zu der Zeit wohl noch nicht abzusehen. So ermöglicht das in den 1980er-Jahren entwickelte MP3-Verfahren eine deutliche Reduzierung der Datenmenge digital gespeicherter Musik. Im Internet entstanden Filesharing-Dienste, über die Musik – wenn auch weitestgehend illegal – getauscht wurde, und Ende der 1990er-Jahre kamen die ersten MP3-Player auf den Markt. Heute ist Musik über Streamingdienste fast immer und überall verfügbar und jeder kann für wenig Geld einzelne Musikstücke legal erwerben.