Rückblende: Vor 35 Jahren

Depeche Mode live in Berlin – das ist eigentlich Standard bei Depeche-Mode-Touren. Nicht so aber im damaligen Ostteil der Stadt. Das erste und einzige Depeche-Mode-Konzert in Ost-Berlin fand vor 35 Jahren, am 7. März 1988, in der Werner-Seelenbinder-Halle in Prenzlauer Berg statt.

Das Konzert war Teil der „Music For The Masses“-Tour, die im Oktober 1987 begann und am 18. Juni 1988 mit dem legendären Konzert in der Pasadena Rose Bowl endete (und neben dem Konzert in Ost-Berlin mit zwei Konzerten in Budapest und einem Konzert in Prag noch drei weitere Auftritte im damaligen Ostblock beinhaltete). Für die Veranstaltung stand nur die Werner-Seelenbinder-Halle zur Verfügung, die aber nur Platz für knapp 6500 Zuschauer bot. Es war klar, dass eine große Nachfrage nach Eintrittskarten unter den Depeche-Mode-Fans in der DDR bestehen würde. Mehrere Konzerte anzubieten, um den Bedarf zu decken, war aus terminlichen Gründen nicht möglich. Daher war das Konzert offiziell als FDJ-Geburtstagskonzert „getarnt“; die DDR-Jugendorganisation feierte ihren 42. Geburtstag. Dass es sich um ein Depeche-Mode-Konzert handelte, sollte so lange wie möglich geheim bleiben und war auf den Eintrittskarten auch nicht angegeben. Die Nachricht verbreitete sich trotzdem schnell. Dafür war es auch gar nicht nötig, dass sich am 4. März und damit nur wenige Tage vor dem Konzert ein Moderator des ostdeutschen Jugendradios DT64 verplapperte und damit letztlich bestätigte, was inoffiziell ohnehin schon bekannt war.

Die 6481 verfügbaren Eintrittskarten wurden nicht im freien Verkauf angeboten, sondern im Vorfeld für 15 Ostmark das Stück an Ost-Berliner Schulen (und sicherlich teilweise auch FDJ-intern) verteilt. Rasch entstand ein blühender Schwarzmarkt für die Eintrittskarten. Fans versuchten, für mehrere hundert Ostmark, die schnell ein oder zwei Azubi-Monatsgehälter überstiegen, eine Eintrittskarte zu ergattern. Es gibt auch Berichte, dass Karten gegen ein Mopet oder Motorrad oder sogar gegen einen Trabi getauscht wurden. Karten wechselten wohl auch noch am Konzerttag selber ihren Besitzer, an dem sich zahlreiche Depeche-Mode-Fans vor der Halle versammelten – viele davon noch ohne Karte.

Die Band landete am 6. März in Berlin-Tegel und reiste über den Checkpoint Charlie nach Ost-Berlin ein. Untergebracht war sie im erst im Jahr zuvor eröffneten „Grand Hotel“ in der Friedrichstraße. Am nächsten Tag ging es vom Flughafen Schönefeld weiter nach Budapest, wo am 9. März das nächste Konzert der Tour auf dem Programm stand.

Am Abend des Konzertes war die Staatsmacht zur „Absicherung“ der Veranstaltung in und um die Halle im Einsatz. Sicherlich sollten auch Szenen wie im Jahr zuvor, als es im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin während der mehrtägigen „Concert for Berlin“-Veranstaltung vor dem Reichstag auf West-Berliner Gebiet auf der anderen Seite der Berliner Mauer zu Protesten von DDR-Bürgern kam, verhindert werden.

Depeche Mode erhielt für das rund 90-minütige Konzert 5000 DM Gage – für die Band ein Verlustgeschäft, wie auch bei anderen Konzerten im Ostblock.

Das Konzert in Ost-Berlin ist auch Thema in Folge 4 des Depeche-Mode-Podcasts von 80s80s. Und bei Youtube findet sich einiges Material von damals, darunter auch eine nahezu komplette Aufnahme des Konzertes (wenn auch in mieserabler Tonqualität). Es fehlt nur ein Stück von „Black Celebration“ – da musste wohl die Cassette umgedreht werden…

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