Rückblende: Vor 35 Jahren
Am 6. März 1987 kenterte die Fähre „Herald of Free Enterprise“, kurz nachdem sie den Hafen von Zeebrugge Richtung Dover verlassen hatte. An Bord befanden sich mindestens 459 Passagiere – die genaue Anzahl ließ sich nach dem Unglück nicht mehr feststellen – und 80 Besatzungsmitglieder. 193 Personen kamen bei dem Unglück ums Leben.
Die Unglücksursache war letztlich menschliches Versagen. So war das Bugvisier der Fähre beim Auslaufen aus dem Hafen nicht geschlossen. Dies war ansich nicht ungewöhnlich – um Zeit zu sparen, wurde das Bugvisier regelmäßig erst nach dem Ablegen geschlossen. Diesmal allerdings war das dafür zuständige Besatzungsmitglied nicht auf Station und eine Kontrolle durch einen verantwortlichen Offizier fand nicht statt. Von der Brücke aus war nicht ersichtlich, ob das Bugvisier geöffnet oder geschlossen war, und es gab auch keine Kontrollleuchten, die auf der Brücke vor dem noch offenen Visier hätten warnen können.
Zusätzlich bestand das Problem, dass in Zeebrugge nur eine Rampe zur Beladung der Fähre zur Verfügung stand, die dazu noch das obere Fahrzeugdeck der Fähre, die normalerweise zwischen Dover und Calais eingesetzt wurde, nicht ohne weiteres erreichen konnte. Daher wurde der vordere Tiefgang der Fähre durch Ballastwasser erhöht, um die Rampe am oberen Fahrzeugdeck anlegen zu können.
Das offene Bugvisier und der höhere Tiefgang führten dazu, dass große Mengen Wasser in das Schiff eindringen konnten, nachdem es den Hafen verlassen und die Geschwindigkeit erhöht hatte. Dies führte rasch zum Kentern der Fähre, die vor dem Hafen auf einer Sandbank liegenblieb.
An Bord befanden sich auch zahlreiche Tagesausflügler, die eine Aktion der britischen Tageszeitung The Sun genutzt hatten, die Fahrkarten für £ 1 angeboten hatte.
The Sun initiierte nach dem Unglück den The Sun’s Zeebrugge Disaster Fund, mit dem Überlebende und Hinterbliebene des Fährschiffsunglücks unterstützt werden sollten. Die Idee, hierfür mit einer Neuaufnahme des Beatles-Hits „Let It Be“ Geld zu sammeln, geht zurück auf den Musikjournalisten Garry Bushell, der damals bei The Sun arbeitete. Er konnte das Produzententeam Stock Aitken Waterman für das Projekt gewinnen, die ihrerseits mit ihren Kontakten bei Musikern dafür warben, wenn auch anfangs nicht sehr erfolgreich; nicht alle Musiker waren besonders gut auf die britische Boulevardzeitung The Sun zu sprechen.
Stock Aitken Waterman stellten ihr Studio für die Aufnahmen zur Verfügung, die am 14., 15. und 16. März 1987 stattfanden. Die Single erschien bereits eine Woche später am 23. März 1987. Alle Einnahmen aus dem Verkauf kamen dem The Sun’s Zeebrugge Disaster Fund zugute – insgesamt wurden mehr als £ 1 Mio. eingesammelt.
Die unter dem Bandnamen Ferry Aid veröffentlichte Benefizsingle wurde unter anderem im Vereinigten Königreich ein Nummer-1-Hit und erreichte auch in zahlreichen anderen Ländern Europas hohe Chartplatzierungen.
An dem Stück waren zahlreiche Musiker insbesondere aus Großbritannien beteiligt. Mit Soloauftritten sind die folgenden Künstler vertreten (in der Reihenfolge ihres Auftretens, teilweise übernehmen sie auch mehrfach den Solopart):
- Paul McCartney
Boy George
Keren Woodward (Bananarama) und Nick Kamen
Paul King (King)
Mark King (Level 42)
Jaki Graham
Taffy
Andy Bell (Erasure)
Pepsi & Shirlie
Mel and Kim
Dr & The Medics
Kim Wilde und Nik Kershaw
Edwin Starr
Ben Volpeliere-Pierrot (Curiosity Killed the Cat)
Ruby Turner
Kate Bush
Die Gitarrensoli trugen Gary Moore und Mark Knopfler (Dire Straits) bei. Zum Ende des Videos sind viele der Solisten und zahlreiche weitere Musiker als großer Chor zu sehen.
Eine Übersicht aller an dem Projekt Beteiligten ist auf die Rückseite des Singlecovers gedruckt.
Das waren noch Zeiten… danke für die Souvebirs!