Himmlische Heerscharen
Im 14. Jahrhundert, in einer Zeit, als die ecclesia catholica, die katholische Kirche, sich langsam den Gläubigen öffnete und neben Latein auch das damals gesprochene Mittelhochdeutsch als Sprache in der Kirche begann, Platz zu finden, entstand das Kirchenlied „In Dulci Jubilo“. Es wird dem mittelalterlichen Mystiker und Dominikanermönch Heinrich Seuse zugeschrieben, der in der katholischen Kirche als Seliger verehrt wird. Seuse soll eine Engelserscheinung gehabt haben, in der die Engel dieses Lied gesungen haben.
Geschrieben ist das Lied in „Küchenlatein“ (offiziell als „makkaronische Dichtung“ bezeichnet, der Begriff geht zurück auf die Verspottung des als schlecht empfundenen Kirchenlateins der Mönche im Gegensatz zu dem „echten“ Latein). Die Sprache wechselt zwischen Latein und Deutsch. Es ist ein festlicher Gesang zur Begrüßung des Jesuskindes, ein Lobgesang auf die Ankunft des Herrn. Wohl um 1400 erschien das Lied in einer Liedsammlung, die erste gedruckte Version datiert auf das Jahr 1529 (das Lied war übrigens wie „Gaudete“ in der 1582 erschienenen Sammlung von Kirchen- und Schulgesängen „Piae cantiones“ enthalten, hier in einer Version in Latein und Schwedisch).
Aus dem zweisprachigen Lied entstand im Zuge der Reformation im 17. Jahrhundert auch eine rein deutschsprachige Fassung: „Nun singet und seid froh“ (die Gläubigen sollten schließlich auch verstehen, was sie sangen). Das Lied wurde auch in viele andere Sprachen übersetzt und ist heute ein bekanntes Weihnachtslied.
Mitte der 1970er-Jahre wurden Instrumentalversionen des Stücks von Mike Oldfield aufgenommen, der mit seinem 1973 veröffentlichten Debutalbum „Tubular Bells“ bekannt geworden war.
Mike Oldfield veröffentlichte das Lied gleich zweimal. Zunächst im Februar 1975 als B-Seite der Single „Don Alfonso“ – diese Version war seiner Anfang 1975 verstorbenen Mutter gewidmet: „In Dulci Jubilo (For Maureen)“ – und dann nochmal im November 1975 zusammen mit dem Stück „On Horseback“. Dabei verwendete er Teile der zuvor aufgenommenen Version. Als Gastmusiker spielte der britische Folk-Musiker Les Penning Blockflöte und das historische Blasinstrument Kortholt.
Bei Mike Oldfield wurde aus dem traditionellen Weihnachtslied ein Folk-Song und das Stück für ihn zum ersten Top-10-Hit in Großbritannien: Ende Januar 1976 belegte es zwei Wochen den vierten Platz der Charts. Auch in anderen Ländern, darunter Irland, Belgien und den Niederlande, war das Stück ein Top-10-Hit.