Endzeitstimmung
„Everyday Is Like Sunday“ ist die zweite Singleauskopplung aus dem Album „Viva Hate“, dem ersten Soloalbum von Morrissey nach der Trennung der Band The Smith im Herbst 1987. Sie wurde im Mai 1988 veröffentlicht und wie die im Februar 1988 veröffentlichte Debutsingle „Suedehead“ ein Top-10-Hit im Vereinigten Königreich. In den bundesdeutschen Charts konnte sich die Single nicht platzieren.
Den Song hatte Morrissey (Text) zusammen mit Stephen Street (Musik) geschrieben, der auch Produzent des Albums war und zuvor auch schon mit The Smith zusammengearbeitet hatte.
Der Song handelt von der Tristesse eines britischen Seebades außerhalb der Saison, wenn keine Touristen im Ort sind und auch sonst kaum jemand auf der Straße ist. Morrissey beschreibt die Situation als trüb und hoffnungslos.
Inspiriert wurde Morrissey zu dem Text durch den Roman „On The Beach“ von Nevil Shute – wie ein paar Jahre zuvor auch schon Ultravox mit ihrem Stück „Dancing With Tears In My Eyes“. Der Endzeitroman (deutscher Titel „Das letzte Ufer“) spielt nach einem Dritten Weltkrieg in einer ansonsten atomar verseuchten Welt in Australien als einen der wenigen vom Krieg verschonten Orte, wo die Bewohner nun auf das Eintreffen der auch für sie tödlichen radioaktiven Wolke warten.
Morrissey nimmt aber auch Bezug auf das Gedicht „Slough“ von John Betjeman, der in diesem die Industrialisierung und den Kapitalismus kritisiert, wobei die englische Stadt Slough hierfür nur ein Sinnbild ist. In der Stadt wurde nach dem Ersten Weltkrieg zahlreiches überschüssiges Kriegsmaterial gelagert. In der Folge siedelten sich hier viele Industriebetriebe an, Slough wurde zur Industrie- und Arbeiterstadt, die, wenn man dem Gedicht Glauben schenken darf, so hässlich und dreckig war, dass man sie besser hätte zerstören sollen. So heißt es gleich zu Beginn des Gedichts: „Come friendly bombs and fall on Slough! It isn’t fit for humans now.“ Ähnlich formuliert Morrissey: „This is the coastal town, that they forgot to close down.“ und „(…) the seaside town, that they forgot to bomb.“
Das Video wurde (wohl auch sinnbildlich, denn solche Seebäder gibt es reichlich entlang der britischen Küsten) in Southend-on-Sea in Essex gedreht. Die Kamera begleitet eine fast durchweg etwas genervt oder mürrisch blickende Protagonistin auf ihrem Weg durch das Seebad, in dem nicht viel los ist. Lediglich die eine oder andere ältere Dame lässt sich in einer der Spielhallen bespaßen oder genießt ihren Tee.
Im Video sind zweimal Ausschnitte aus dem Film „Carry On Abroad“ (deutscher Titel „Ein total verrückter Urlaub“) aus der Carry-On-Filmreihe zu sehen, der zu Morrisseys Lieblingsfilmen zählen soll. Dies dürfte sinnbildlich dafür stehen, dass die Briten, statt den Urlaub im heimischen Seebad zu verbringen, lieber ins Ausland fahren, was sicher mit zum Niedergang der einst mondänen britischen Seebäder beitrug.