Das Wochennde (Nein, kein Schreibfehler)

Die 1980er Jahre sind vorbei. In echt. Also so richtig vorbei. Rein rechnerisch befinden wir uns nicht einmal mehr im gleichen Jahrtausend, in dem die 1980er Jahre stattgefunden haben. Die 1980er Jahre sind seit ungefähr dreißig Jahren Geschichte. Oder wie man als Fan der britischen Komikergruppe “Monty Python” durchaus sagen könnte: It’s an ex-decade!

Und damit ist auch die Zeit der “80er-Jahre-Musik” vorbei. Endgültig. Unwiderruflich.

Musik ist einem ständigen Wandel unterworfen. Rechnet man in Dekaden, kann man in vielen Fällen einen Song, wenn man ihn zum ersten Mal hört, dieser auch zuordnen. Die 1950er klingen einfach anders als die 1960er, 1970er oder eben die 1980er. Ich persönlich habe das Gefühl, im neuen Jahrtausend werden die Grenzen zunehmend verschwommener, das mag aber auch daran liegen, dass ich zu aktueller Musik einen anderen Bezug habe, als zu den Klängen des alten Jahrtausends, insbesondere eben auch der “Eighties”, die für mich ja auch noch einen besonderen Stellenwert haben, da ich in dieser Zeit meine Pubertät durchlief. NDW/Neue Deutsche Welle und Synthiepop sind bei mir eben auch verbunden mit dem Erwachsenwerden.

Die Songs, die in den 1980er Jahren erschienen, haben trotz ihrer Versatililtät oft einen gemeinsamen Nenner, der nicht ganz einfach festzumachen ist; sie klingen eben oft irgendwie nach dieser Epoche. Meist weiß ich nicht, warum das so ist, manchmal ist es aber auch relativ offensichtlich. In den 80er Jahren entstanden bestimmte Aufnahmetechniken, die vorher nicht existierten und denen man sich großzügig bediente – manchmal so großzügig, dass eine Dekade ausreichte und die 1990er Jahre nach einem anderen Sound schrien, weil man gewisser Klänge eben überdrüssig geworden war. Der “Gated Reverb” beispielweise hat seinen Ursprung nicht nur in den 1980ern, er wurde in der Zeit auch sehr intensiv und so offensichtlich genutzt, wie später nie wieder (es gibt einen sehr schönen Filmbeitrag dazu von vox.com, der auf Youtube zu finden ist (englisch)).

Manche Drumsamples oder Synthesizer-Presets sind in dieser Epoche fest verankert, so dass man sich ihnen heute nur noch dann bedient, wenn man diese Ära stilistisch nachahmen möchte, beispielsweise für einen Film oder eine Serie, die in dieser Zeit spielen soll.

Was ich eigentlich sagen möchte, beziehungsweise worauf ich eigentlich hinaus will, ist folgendes: Mit dem Ende der 80er Jahre endete nicht nur eine Dekade, sondern auch eine musikalische Ära. Die nicht exakt 1980 startete und 1990 endete, aber in dieser Dekade beheimatet war und zum Synonym wurde: Die Musik der 80er Jahre.

Aber manchmal (aber nur manchmal) gibt es kleine Ausnahmen. Manchmal erscheinen immer noch Songs, bei denen man den Eindruck hat, sie gehören klanglich in diese Zeit. Und dennoch… zum einen kommt das doch recht selten vor (und wird immer seltener), zum anderen kommen diese Songs dann meistens auch von Bands aus dieser Zeit. Bands, die sich in dieser Zeit etablierten und/oder ihre größten Erfolge hatten.

Womit wir zum eigentlichen Thema kommen. Mir ist vor einigen Tagen durch Zufall ein Song untergekommen, den ich klanglich so dermaßen “Eighties” finde, dass man (ich) kaum glauben kann, er kommt aus dem Jahr 2019.

Interpret ist der Anfang der 1990er Jahre in Kanada geborene Abel Makkonen Tesfaye, der sich “The Weeknd” nennt. Die modifizierte Schreibweise, der weggelassene Buchstabe “e” ist der Tatsache geschuldet, dass es bereits eine kanadische Band mit dem Namen “The Weekend” gibt.

Tesfaye veröffentlichte Ende 2019 den Song “Blinding Lights”, der in einem Spot der Firma “Mercedes-Benz” zu hören ist. Damit erreichte er in Deutschland Platz 1 der Single-Charts.

Und bummelige sechs Monate später hab’ ich den Song dann zum ersten Mal auf dem Schirm. Weil ich den Spot von Mercedes-Benz auf 9gag gesehen hatte. Instantan hab’ ich recherchiert und wollte wissen, wie der Song heißt und von wem er ist. Und noch wichtiger: Von WANN er denn ist. Klar, der Song konnte nicht aus den 1980ern kommen, denn irgendwann hätte ich den schonmal hören müssen. Und auch die Stimme ist in einer Art und Weise bearbeitet (Autotune, Melodyne?), wie man es so in den 1980ern noch nicht konnte.

Aber der Song ist nicht nur “catchy” und vermittelt “Eighties-Vibes”, er hat auch eine Hookline, die den Namen wirklich verdient; man wird “auf den Haken genommen” (hooked), wird von der Line mitgerissen. Die Synthesizerklänge konnten mich spontan so überzeugen, wie zum Beispiel in der Hook von “Take On Me” (a-ha).

Aber urteilt selbst:

Auch der Werbespot von Mercedes-Benz gefällt mir:

Lange Rede, kurzer Sinn: Die 80er sind tot. Lang leben die 80er!

Tja, gelegentlich wird man ‘ne große Nummer, auch wenn man im Alter von 17 Jahren die Schule abbricht. Dennoch, lieber Kinder: Nicht nachmachen!

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Eine Antwort

  1. 26. Dezember 2020

    […]   Aber auch passend zum Blog sind „Take On Me“ von a-ha und „Blinding Lights“ von The Weeknd Bestandteile der diesjährigen Show, letzteres vor einiger Zeit hier auch thematisiert. […]

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